Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 5/15 - page 18

Wissenschaft und Forschung
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Foto: Sian Proctor
Eine ehemalige Studentin und Doktorandin der TU Ilmenau nimmt seit Ende August an einer einjährigen Studie
teil, bei der die Lebensbedingungen in einer Marsstation simuliert werden. Als erste deutsche Wissenschaftlerin
ist Christiane Heinicke an der Hawaii Space Exploration Analog and Simulation (HI-SEAS)-Mission beteiligt, die
von der University of Hawaii durchgeführt wird. Sie und fünf andere Wissenschaftler leben derzeit in einem abge-
schiedenen Habitat auf halber Höhe des Vulkans Mauna Loa auf Hawaii.
Ilmenauer Absolventin: Forschung
für künftige Weltraummissionen
Ziel der NASA-finanzierten Studie ist es,
die Faktoren zu bestimmen, die die
Gruppendynamik auf zukünftigen Mars-
missionen beeinflussen können. Die
HI-SEAS-Station gleicht dabei einer
wissenschaftlichen Station, wie sie auf
dem Mars stehen könnte: Das einzige
Fenster des kuppelförmigen Habitats
bietet Ausblick auf endlose Weiten tro-
ckenen Vulkangesteins. Wollen die
Crewmitglieder die solarbetriebene
Kuppel von 36 Metern Durchmesser
verlassen, müssen sie einen Raum-
anzug tragen. Jegliche Kommunikation
mit der „Erde“ ist wegen der riesigen in-
terplanetaren Entfernungen in jede
Richtung um 20 Minuten verzögert –
telefonieren ist damit unmöglich.
Je länger eine Mission dauert, umso
wichtiger ist es, dass die Teammitglie-
der zueinander passen. Wie entwickelt
sich das Verhalten der Gruppe, wenn sie
über einen langen Zeitraum in völliger
Isolation auf engstem Raum zusam-
menlebt? Wie verändert sich die Inter-
aktion zwischen den Mitgliedern? Wer
übernimmt welche Rolle? Die Antwor-
ten auf diese Fragen sind entscheidend
für die richtige Zusammensetzung der
Crew und diese wiederum für den Erfolg
von Weltraummissionen. Die HI-SEAS-
Studie ist mit 365 Tagen eine der längs-
ten Marssimulationen bisher. Die kör-
perlichen und mentalen Anforderungen
an die Crewmitglieder sind daher ähn-
lich hoch wie die an Astronauten.
Christiane Heinicke, die im Frühjahr zu-
fällig von der Mission erfuhr, war sofort
fasziniert. „Ein solches Projekt ist etwas
Außergewöhnliches für einen Wissen-
schaftler und für das ganze Leben. Mich
hat gereizt, mich in mehrerer Hinsicht
auf unbekanntes Terrain zu begeben,
und so habe ich spontan beschlossen,
mich zu bewerben. Ich freue mich sehr,
dass es geklappt hat und ich bei der
Mission dabei sein darf.“
Im Mai schickte sie ihre Bewerbung
nach Hawaii. Dann ging alles sehr
schnell: „Schon eine Woche später hat-
te ich ein Skype-Interview mit zwei der
Leiterinnen des Projekts“, berichtet sie.
„Außerdem habe ich mehrere Frage-
bögen zu persönlichen Einstellungen
und mathematische Schnelltests ausge-
füllt. Ende Juni wurde ich zu einem ein-
wöchigen Trekking eingeladen, bei dem
wir auf gesundheitliche Eignung hin ge-
.
Dieses Habitat inmitten trockenen Vulkangesteins simuliert eine wissenschaftliche Marsstation
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und wird für 365 Tage das Zuhause von Christiane Heinicke und ihren Teamkollegen sein.
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