Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 5/15 - page 45

Ausblick
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Foto: SWE
Dalbergsweg) im Jahr 1865 eröffnet die
bis in die Gegenwart fortgeführte Tra-
dition von Ausstellungen gärtnerischer
Produkte. Ausstellungen am Steiger-
wald (1876/1902) und im heutigen
Stadtpark (1894) folgen. Von Juli bis
September 1950 wird zur ersten großen
Gartenbauausstellung nach dem Zwei-
ten Weltkrieg auf das Gelände des heu-
tigen egaparks eingeladen. Die Blumen-
stadt Erfurt präsentierte sich unter dem
Motto „Erfurt blüht!“. Ende der 1950er
Jahre beginnt die Gestaltung des Gelän-
des der einstigen Festung Cyriaksburg
zum künftigen Ort internationaler Gar-
tenbauausstellungen (iga). Auf dem da-
mals 57 Hektar großen Areal leistet die
Erfurter Bevölkerung im Rahmen des
Nationalen Aufbauwerks (NAW) insge-
samt 364 000 Arbeitsstunden. „Durch
Witterungseinflüsse, Materialknappheit
und andere unvorhergesehene Ereignis-
se waren wir mit den Arbeiten in Verzug
geraten. Darum arbeiteten wir die letz-
ten Tage vor Eröffnung auch nachts un-
ter Tiefstrahlern. Das Gelände sah aus
wie ein riesiger Ameisenhaufen“, erin-
nert sich einer der Vielen, die dabei wa-
ren. Der Lohn für die Helfer: Freikarten
zum Besuch der iga. Unter Beteiligung
von Ausstellern u. a. aus Ungarn, Rumä-
nien, Bulgarien und weiteren „Bruder-
ländern“ der DDR öffnet Ende April
1961 die „iga 61“ ihre Pforten. Bis zur
Schließung im Oktober wurden 3,7 Mil-
lionen Besucher aus dem In- und Aus-
land gezählt. Zur Lehrschau „iga 66“
kommen unter den mehr als 1.100 Aus-
stellern erstmals auch solche aus west-
lichen Ländern, aus der BRD, den
Niederlanden und Dänemark. „iga“-Aus-
stellungen werden bis zur politischen
Wende von 1989 fortgeführt. Um Ver-
wechslungen mit der IGA in den alten
Bundesländern auszuschließen und
gleichzeitig den Standort Erfurt stärker
zu betonen, nennt sich die GmbH in der
Öffentlichkeit fortan kurz und prägnant
egapark.
Mit der Vergabe der Bundesgartenschau
des Jahres 2021 an Erfurt ergibt sich für
die Stadt die Chance, das Traditionelle
zu bewahren und veränderten Bedürf-
nissen anzupassen sowie Neues zu wa-
gen. Für die BUGA in Erfurt unter dem
Leitthema „GartenKulturStadt“ werden
Flächen von insgesamt ca. 123,5 ha ei-
Thüringer Wirtschaft davon profitiert?
Kathrin Weiß dazu: „Schon für die bis-
herigen Sanierungen allein im egapark
haben wir nahezu alle Arbeiten an
Erfurter und Thüringer Entwurfs- und
Planungsbüros sowie Baufirmen und
Handwerksbetriebe vergeben. Um es in
Zahlen deutlich zu machen: Das Projekt
Halle 1 hatte ein Volumen von 1,2 Mil-
lionen Euro, die Parkbühne kostete
380 000 Euro, die Wasserachse 880 000
Euro. Die beteiligten Architekten, Planer
und Bauleute haben ihre Leistungs-
fähigkeit in bester Qualität gezeigt.“
Bis zur BUGA-Eröffnung im Frühjahr
2021 sind es noch fünfeinhalb Jahre.
Viel Zeit? „Ja und nein“, antwortet BU-
GA-Geschäftsführerin Frau Weiß. In den
Augen der Öffentlichkeit ist das Datum
weit entfernt, für die Macher aber und
Teile der Erfurter Bevölkerung – wie et-
wa im Erfurter Norden – schon nicht
mehr. Von Anfang an stellen daher die
„BUGA Dialoge“ einen Schwerpunkt für
das derzeit fünf Mitarbeiter starke Team
dar (in der heißen BUGA-Phase werden
es rund 50 Mitarbeiter sein). Zu BUGA-
Schwergewichten wie etwa Petersberg
oder Geraaue treten Planer, Kommunal-
politiker, interessierte wie auch betrof-
fene Bürger über diese Plattform in ei-
nen offenen Gedankenaustausch. „Wir
wollen Transparenz und so Lösungen
finden, die dem Allgemeinwohl dienen
und von Mehrheiten getragen werden“,
begründet Frau Weiß diese einigerma-
ßen aufwändige Veranstaltungsreihe,
die unter
und dem
dort auch zu abonnierenden Newsletter
nachzuverfolgen ist. Nicht minder wich-
tig ist zu schauen, was andere machen
bzw. gemacht haben. So war Frau Weiß
schon mit ihrem Team, aber auch mit
städtischen Abordnungen, etwa zur ak-
tuellen BUGA im Havelland. Im Aus-
tausch steht man auch mit der BUGA
Heilbronn 2019. Auch der Besuch der
Thüringer Landesgartenschau in
Schmalkalden steht im Terminkalender.
„Mehrfach konnten wir so konkret nach-
erleben, was auch uns und den Erfur-
tern wichtig ist: wie man im Bestand
vorhandener Flächen behutsam Verän-
derungen vornehmen kann“, fasst sie ein
Resultat dieser Reisen zusammen. (hs)
ne deutliche Aufwertung erfahren; 15 ha Grün- und
Freizeitflächen werden im Norden der Stadt hinzu-
kommen und den Anwohnern dort neue Möglichkeiten
zu Erholung, Freizeitgestaltung und sportlicher
Betätigung eröffnen. Ein zweites Areal der BUGA wird
das neben Mariendom und St. Severi sich erhebende
Gelände der einstigen Festung Petersberg sein. Das
gern auch als zweite Stadtkrone Erfurts bezeichnete
innerstädtische Gelände wird sich als eine Art „Schau-
fenster Thüringens“ präsentieren. Herzstück der BUGA
2021 wird der egapark sein. Hier werden den
Besuchern schon Veränderungen sichtbar. Der Hinter-
grund ist ein 2011 beschlossenes Entwicklungs-
konzept für das Gesamtareal. So wird etwa der bishe-
rige Spielplatz – mit 31.500 m² ist er der größte in
Thüringen – zu einem Kinderparadies umgestaltet,
das sich auch inhaltlich deutlich sicht- und erlebbar
am Thema Garten orientieren wird. Die kleinen ega-
park-Besucher werden alsdann beispielsweise erzäh-
len können, dass es hier u. a. eine Erdbeer-Kaktus-
rutsche gibt. Ein zweiter großer Komplex mit Blick auf
die BUGA ist der Bau eines Hauses mit dem Titel
„Danakil Klimazonenwelt“. Von einer Brücke am Ge-
bäude dieser Attraktion in der Mitte des Geländes wird
man auch gute Blicke auf das Große Blumenbeet und
die Wasserachse haben – so wie von der Rendezvous-
brücke gewohnt, die einst auf diesem Platz stand. Um
all das zu realisieren, muss man natürlich bauen, sa-
nieren, erneuern. Befragt nach dem aktuellen Stand
dieser Konzeptrealisierung antwortet egapark-Chefin
Weiß: „Gerade haben wir den Wettbewerb für das
Klimahaus ausgelobt. Abgeschlossen haben wir die
Sanierung der Halle 1, des Großen Blumenbeetes, der
Wasserachse, der Parkbühne am Turm der Sternwarte
und des Gräsergartens. Im Herbst dieses Jahres be-
ginnt die auf zwei große Bauabschnitte verteilte
Umgestaltung des Spielplatzes. Zum Saisonende star-
ten wir außerdem den Bau eines neuen Besucher-
zentrums am Haupteingang des egaparks. Mit der
Denkmalpflege waren wir uns einig, dass dafür das
Gebäude der ehemaligen Post weichen kann. Im
Frühjahr 2016 wollen wir das neue Zentrum einwei-
hen.“ Soviel Planungs-, Wettbewerbs- und praktisches
Baugeschehen allein im BUGA-Standort egapark führt
natürlich zwangsläufig zur Frage, ob und wie die
Thüringer
Firmen
profitieren
von der BUGA.
Kathrin Weiß,
BUGA-Geschäftsführerin
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